Augsburger Mediengespräche mit Vision der redaktionellen Gesellschaft der Zukunft
Augsburger Mediengespräche mit Vision der redaktionellen Gesellschaft der Zukunft
Zum 18. Mal und das erste Mal wieder seit 2019 fanden am 14.11.2022 die Augsburger Mediengespräche statt. Die Tagung stand unter dem Motto «Fake News in Krisenzeiten: Gefährdet Desinformation die Demokratie?»
Gekonnt eingeführt wird in das Thema durch eine spannende Straßenumfrage. In Augsburg angesprochene Bürger beantworten in einem Video die folgenden Fragen:
- Sind Sie schon mal auf Fake News reingefallen?
- Was sind Fake News?
- Können Sie falsche und wahre Nachrichten unterscheiden?
- Wie und über welche Medien informieren Sie sich?
In seinem Begrüßungswort hebt Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), als konstruktives Element für Medienkompetenz den Medienführerschein hervor, mit dem junge Menschen im Freistaat Bayern den kritischen Umgang mit Massenmedien lernen.
Bernd Kränzle, 3. Bürgermeister der Stadt Augsburg, lobt die dichte und lebendige Medienlandschaft seiner Stadt. Mit Zeitungen, Rundfunksendern und Agenturen sei in Augsburg alles an Medien vertreten, was man sich nur wünschen könne. «Wir müssen drauf achten, daß das hohe Gut der Meinungsfreiheit nicht mißbraucht werde», mahnt Bürgermeister Kränzle.
Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Inhaber des Lehrstuhls für Medienwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen, spricht zur Einführung über die neuartige Macht der Desinformation in der digitalen Welt. Fakes seien schnell, die Wahrheiten hingegen langsam, so die zentrale These von Prof. Dr. Pörksen.
«Wir müssen von der digitalen Gesellschaft zur redaktionellen Gesellschaft der Zukunft werden», fordert der Tübinger Medienwissenschafter, der die Maximen des guten Journalismus wie folgt definiert:
- Prüfe erst, publiziere später!
- Das Zwei-Quellen-Prinzip!
- Höre auch die andere Seite!
- Mache ein Ereignis nicht größer, als es ist!
- Analyse dienen eigenen blinden Fleck!
Je genauer man hinschaue, wie Autokratien Desinformationen in der digital vernetzten Welt für Propaganda mißbrauchten, desto banger frage er sich, so Prof. Dr. Pörksen, ob die Zeit noch reiche, für die Erziehung zur Medienmündigkeit?
Hoffnungsvoll stimme den Medienwissenschaftler, daß wir gelernt hätten, die Linie eines Blattes zu erkennen und zu bewerten. Nun läge es an uns, auch die Linie einer Plattform, eines soziale Netzwerkes zu erkennen, zu bewerten und danach zu handeln.
«Nicht gleichgültig zu sein», gegenüber schädlichen Falschnachrichten, appelliert Prof. Dr. Pörksen an das Auditorium, das ihm fasziniert zuhört. Ob dies Plattformen, die nicht konsequent genug gegen Fake News vorgehen, zu spüren bekommen werden, sobald die Medienkompetenz ihrer Nutzer zunimmt, bleibt noch abzuwarten.