Der Weg in die Hölle führt für Melnyk über Osnabrück
Das Preisträgerkonzert des Osnabrücker Musikpreises veranlasst den ukrainischen Botschafter Andreij Melnyk die Bürger von Osnabrück als «heuchlerische Brückenbauer» zu bezeichnen.
Die Stadt Osnabrück hat, gemeinsam mit dem Theater Osnabrück und der Felicitas-und-Werner-Egerland-Stiftung, dem russischen Geiger Dmitry Smirnov den Osnabrücker Musikpreis 2021 zuerkannt – 2021, weil der Preisträger letzten September beim ARD-Musikwettbewerb in München ermittelt worden ist.
Melnyk erfuhr davon und kommentierte gewohnt scharfzüngig: «Ich werde nie wieder Osnabrück besuchen. Schönen Tag noch, ihr heuchlerischen Brückenbauer. Diese musikalischen Brücken führen direkt in die Hölle.»
Allerdings stammt die «Brücken»-Metapher gar nicht von Smirnov, sondern vom Dirigenten des Abends, Daniel Inbal, geboren in Aachen. Der sagte dem NDR: «Ich finde es wichtig, weil wir wie eine Welle in eine Richtung gehen, die Gefahr läuft, Russen zu dämonisieren, Russen, die nichts mit Putin zu tun haben. Natürlich stehe ich auf der Seite derer, die Brücken bauen wollen und die weiter im Gespräch bleiben. Ich habe Freunde und Familie in Russland und der Ukraine».
Smirnov wird ferner vorgeworfen, unlängt bei einem Konzert die Musik des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch gespielt zu haben. Das stimmt nicht. Er spielte das Violinkonzert des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov.
Smirnov hat auch ein Konzert in Moskau abgesagt, weil die Organisatoren der russischen Regierung zu nahe stehen.