Widerstandskämpfer statt Kolonialisten

Published On: 2. Dezember 2022

Es tut sich langsam etwas in der Aufarbeitung des Kolonialismus und der posthumen Rehabilitierung von Widerstandskämpfern gegen die Kolonialherren und Kolonialwarenhändler. In Berlin-Wedding heißen der Nachtigalplatz nun Manga-Bell-Platz und die Lüderitzstraße nun Cornelius-Fredericks-Straße. Endlich. Es wurde auch Zeit.

Unhaltbar war der Zustand, daß nach dem einstigen Reichskommissar für Deutsch-Westafrika, Gustav Nachtigal, einer der wichtigsten Plätze des Weddings benannt war.

Unerträglich war ferner, daß der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz, der die Nama-Gruppe von Fredericks um einen Großteil ihres Landes betrogen hatte, mit der Benennung einer Straße in der Bundeshauptstadt geehrt wurde.

Die neuen Namenspatronen des einstigen Nachtigalplatzes sind Rudolf und Emily Duala Manga Bell, der frühere König der Duala und seine Frau, die gegen Vertreibung und Entrechtung in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun kämpften. 1914 wurde Rudolf Duala Manga Bell wegen angeblichen Hochverrats von der deutschen Kolonialverwaltung zum Tode verurteilt und am nächsten Tag erhängt.

Der Namensgeber der einstigen Lüderitzstraße ist Cornelius Fredericks, eine der wichtigsten Kämpfer des militärischen Widerstandes gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia. Während des Genozids der Deutschen an den Ovaherero und Nama von 1904 bis 1908 wurde Fredericks in ein Lager gesperrt und starb dort 1907 aufgrund unmenschlicher Lebensbedingungen.

Mnyaka Sururu Mboro, Mchagga-Lehrer aus Tansania, sagte, heute sei ein Freudentag. Wehmütig mache ihn allerdings, daß noch immer Straßen nach Kolonialverbrecher benannt seien, zum Beispiel die Petersallee, benannt nach dem als »Hänge-Peters« und in Tansania als mkono wa damu (blutige Hand) gefürchteten Carl Peters. Mnyaka Sururu Mboro drängt auf eine bald möglichste Neubennenungen aller Ortsnamen, die Kolonialisten ehren.

Bei den Neubenennungen zugegen war hoher royaler Besuch: SAR Jean-Yves Dieudonné Gaston Eboumbou Douala Manga Bell, roi Bell IX Bebey, sowie: La Princesse Marilyn Douala Manga Bell, Présidente de l’Espace doual’art.

Unter den hochrangigen diplomatischen Vertretern waren S.E. Victor Ndocki, Botschafter Kameruns, und S.E. Martin Andjaba, Botschafter Namibias.

Nachdem das erste Manga-Bell-Platz-Schild enthüllt wurde, sangen die versammelten Ehrengäste feierlich den Chant de Ralliement, die Nationalhymne des Staates Kameruns.

Leave A Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.