Musterbeispiel für den Versuch, auf dem Weg über die Politik kontinuierlich fließende Einnahmen zu generieren
Nachdem berichtet wurde, daß ARD das BERKELEY INTERNATIONAL FRAMING INSTITUTE mit 120.000 Euro für ein 87-seitiges FRAMING-MANUAL bezahlt habe, wollte ich das Institut in Berlin besuchen, aber fand nur Briefkästen, unter anderem den der Trust The Process GmbH.
„Damit das Forschen in Berkeley nicht im Elfenbeinturm bleibt. FRAMING INSTITUTE Launch in Berlin, cognitive science to the people!“, kommentiert Direktorin Eva Elisabeth Wehling die Eröffnung ihres Instituts mit Günter Wallraff an der Geschäftsanschrift der Trust The Process GmbH.
Bevor ich auf Wehlings Selbstdarstellung eingehe, eine wissenschaftliche Einschätzung ihrer Arbeit durch Dr. Robert E. Wright, Inhaber des Nef Family Lehrstuhls für Volkswirtschaft an der Augustana-Universität in den USA. Er sagt über das FRAMING-MANUAL Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD:
„Das ist ganz offensichtlich eine Art Lehrbuch für politische Rhetorik oder ‚spin‘ wie wir auf Amerikanisch sagen. Die Kunst, Worte zu verwenden, um das Publikum zu überzeugen, in Begriffen zu denken, die ein bestimmtes Ziel haben. Hier: die Erhaltung der ARD. Die Autorin ist ziemlich gut mit ihrer Methode.
Die Unmoral ist für mich die Verwendung öffentlicher Gelder, um Ratschläge zu erhalten, wie man noch mehr Geld aus öffentlichen Kassen bekommt. Man wünschte sich, daß es eine rechtliche oder praktische Grenze gibt, was die ARD auf diese Weise ausgeben kann.
Wenn Sie die ARD so behandeln, wie Sie jedes andere Konsumgut behandeln, dann sieht das Ganze aus wie eine Art von Steuer, die der Staat erhebt.
Die Verfasserin der Studie schlägt ARD vor, den Rahmen (‚frame‘) vom Individuum weg und in Richtung Nation verändern. Sie sollten also ehrlicherweise Ihre 17,90 Euro Rundfunkgebühr pro Monat für das Wohl des Vaterlandes zahlen, genau wie andere Steuern.
Wissenschaftler heute haben zwei Ziele: sie wollen ihre Karriere voranbringen, und sie wollen von solchen ideologischen Gruppe gehört (und belohnt) werden, die sich bestimmte Ergebnisse wünschen.
In dem Maße, in dem das Ergebnis systemkonform ist, wird es als ‚brillant‘ bezeichnet, und Jobs, Zuschüsse, Auszeichnungen und dergleichen beginnen zu fließen.
Ich finde es sehr viel besser, wenn wir den Begriff ‚Wahrheit‘ so benutzen, wie er ganz allgemein früher benutzt wurde, bevor Habermas ihn neu bestimmte. Das macht aber ganz schön viel Mühe! Die Werkzeuge zu nutzen, die die Wissenschaft zur Erkenntnis der Tatsachen bereithält, erfordert viel Arbeit, meistens haben wir dazu keine Lust.
Diese Studie über die ARD ist geradezu ein Musterbeispiel für den Versuch, auf dem Weg über die Politik kontinuierlich fließende Einnahmen zu generieren, und für die Ressourcen-Verschwendung, die mit solchen ‚Studien‘ einhergeht.
Dauerhaften materiellen Gewinn zu erzielen ist hier, wie auch sonst oft, der Versuch, etwas zu bekommen, ohne dafür etwas zu leisten.
So etwas funktioniert nur, wenn ein Gesetz eine Gruppe zu Lasten einer anderen bevorzugt. Solche dauerhaften materiellen Transfers werden häufig versteckt: zum Beispiel in Verordnungen, oder in der Steuergesetzgebung. Aber hier ist gar nichts versteckt! Hier läuft es offen und ganz direkt.
Dabei geht viel an Ressourcen verloren – nämlich all die Energie, die in die Erhaltung und Verstetigung dieses Ressourcen-Transfers investiert werden muß. Zum Beispiel in so eine Studie.
Die Studie behauptet nicht, eine wissenschaftliche zu sein – aber im Ergebnis bestätigt sie, was wir eigentlich schon wissen: daß die Massen dumm sind, und ganz leicht manipuliert werden können, wenn man Wörter und Blickwinkel auch nur ein bißchen verändert.“
Eine ARD-Sprecherin sagt: „2017 hatte der MDR als ARD-Vorsitz die Sprachforscherin Wehling um ihre wissenschaftliche Einschätzung gebeten. Die Kosten für den Erstellungsprozess mit begleitenden Workshops und die Arbeitsunterlage selbst beliefen sich auf 90 000 Euro, die der MDR als ARD-Vorsitzanstalt bezahlt hat. Weitere 30 000 Euro hat das ARD-Generalsekretariat für Folgeworkshops bezahlt.“
Wer hat diese Beträge in Höhe von 120.000 Euro genehmigt? Wurde sorgfältig geprüft, ob die Beträge angemessen sind?
Die Homepage vom BERKELEY INTERNATIONAL FRAMING INSTITUTE verlinkt auf Wehlings Internetseite und nett sie Gründerin als auch Direktorin sowie George Lakoff als Fellow des Instituts.
Lakoff ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kognitionslinguistik. DER SPIEGEL schreibt am 23.02.2019 über ihn, „Lakoff werde als einer der wichtigsten Intellektuellen des Jahrhunderts in die Geschichte eingehen“ (Seite 124).
Es erstaunt, daß Wehlings Internetseite, die zahlreiche Tätigkeiten und Referenzen erwähnt, unter anderem Kollaborationen mit Open Society Foundations von George Soros, Friedrich-Ebert-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung und Bertelsmann Stiftung, das von ihr gegründete Institut gänzlich unerwähnt lässt. Dafür erwähnt Wehling fünf andere Institute, mit denen sie zu tun hatte.
Da das BERKELEY INTERNATIONAL FRAMING INSTITUTE einen so berühmten Fellow wie Lakoff vorzuweisen hat, zeugt es von außerordentlicher Bescheidenheit, dass Wehling ihr Institut auf ihrer Homepage nicht erwähnt.
Wehling schreibt auf ihrer Website, sie sei Mitgründerin und Mitherausgeberin der „internationalen Fachzeitschrift Moral Cognition and Communication“. Die beim Verleger John Benjamins für dieses Projekt zuständige Mitarbeiterin sagt: „Es stellte sich heraus, dass die Qualität der Beiträge nicht unseren Standards entsprach.“ Daher sei die Zeitschrift nie erschienen.
Ein dem Projekt eingebundener Wissenschaftler sagt über die Zusammenarbeit mit Wehlings Projekt, dies sei „die zweit enttäuschendste Episode in meiner über 20-jährigen Karriere“ gewesen.