Deutschlands erster AfD-Landrat: Warum?

Published On: 4. Juli 2023

In Umfragen ist die AfD derzeit in mehreren Ländern die stärkste Partei: in Thüringen mit 34 %, in Mecklenburg-Vorpommern mit 29 % und in Brandenburg mit 28 %. Knapp hinter der CDU liegt die AfD in Sachsen mit 30 % und in Sachsen-Anhalt mit 29 %.

Eine Analyse von Prof. Dr. Werner Daum

Eine gute Woche ist es nun her seit der Wahl in Sonneberg. Zeit also für eine ruhige Analyse, denn in den Tagen nach der Wahl waren nur Allgemeinplätze zu hören. Die Republik war “besorgt”. Zu Konkreterem reichte es nicht. Die “ganze Republik”? jedenfalls CDU und SPD, und das Staatsfernsehen, und die Medien. Aber waren auch die “besorgt”, die keine Stimme haben? wir wissen es nicht. Zeit also, eine genauere Analyse zu versuchen.

Underdog?

Worum ging es bei dieser Wahl? Formell stand die AfD gegen CDU, SPD und Grüne – einer gegen alle, alle gegen einen. Das image des underdog hat sicherlich eine Rolle gespielt – aber nicht die entscheidende. 

Bei einer Wahl geht es, wie beim Tennis, wie beim Fußball, um zwei Parteien, um zwei Gegner. Der eine hier: das war die AfD. Wer war ihr Gegner? ich denke: das waren die Grünen. Also Blau gegen Grün.

Die andern (also CDU, SPD etc.) wurden wahrgenommen als Anhängsel der Grünen, von den Grünen manipuliert. Der Schwanz, der mit dem Hund wackelt.

Die Grünen: Befehlen, statt Überzeugen

Aber was ist es, was die einfachen Menschen (besonders “die da unten”) an den Grünen stört?

Es ist, ich sage es einmal so, deren Übergriffigkeit, ein Gebaren, das als Herrenmenschentum empfunden wird. Alles wollen sie besser wissen (wobei ich persönlich finde, dass das oft stimmt). Und man hat den Eindruck, dass sie das dann auch gewaltsam durchsetzen wollen. Mit ihrer Macht in den Medien, und jetzt auch in der Politik. Dem dummen Rest des Volkes wird befohlen; die Menschen und ihre Lebensentwürfe werden nicht ernst genommen, ihre Meinungen als “Nazis” (die sie gewiss nicht sind) delegitimiert. Mit anderen Worten: die Grünen haben ein Problem mit dem Prinzip “Demokratie”.

Mein Auto gehört mir

Gerade im Osten haben die Menschen jahrzehntelang von einem Auto nur geträumt. Der Freiheit, sich selber bewegen zu können, mit der ganzen Familie. Und jetzt kommen die Grünen, und wollen den Menschen das Auto wegnehmen.

Habeck, der Kleine-Leute-Vernichter

Gerade im Osten haben die Menschen zwei, drei Generationen lang ein kleines Haus erspart – alles geopfert für diesen Traum. Und jetzt kommt Habeck, und will den Leuten das Häuschen wegnehmen.

Das N- und andere Wörter

Seit 100 Jahren haben Kinder mit Vergnügen die schwarzen Zuckerbomben geschleckt, die heute Schaumküsse heißen. Ich persönlich finde es richtig, dass das alte Wort jetzt tabu ist – aber darum geht es gar nicht! es geht um die Methode: das Verbot!

Gender-Sternchen und Grammatik

All das empfinden die Menschen als Eingriff in ihr Leben. Ein anderes Beispiel ist das gender-Sternchen. Objektiv eine Lappalie, aufgeblasen zum Kulturkampf: Hier der Fortschritt – dort das dumme Volk, von dem sich nicht einmal die angesprochene Hälfte befreien lassen will. Wieder ist es weniger der Inhalt, sondern die Methode, die ärgert: Eine Minderheit, die in Kultur und Medien die Herrschaft hat, will der Mehrheit ihre Meinungen aufzwingen. Keine einzige Frau in Sonneberg fühlt sich missachtet, wenn von “Besuchern” eines Volksfestes die Rede ist. Männer, Frauen, und auch die Kinder fühlen sich mitgemeint, alle. Doch jetzt wollen die Grünen Barrieren schaffen, die Menschen in Gruppen selektieren. Und das gefällt den Leuten nicht.

Es sind kulturelle Faktoren, die den Wahlsieg der AfD erklären. Die Menschen empfinden die Grünen als Aggressoren; sie wehren sich.

Klassenkampf

Dazu kommt aber auch noch etwas ganz Anderes, ein reales Element: Klassenkampf. Aus der Sicht vieler Menschen, und ganz bestimmt der AfD-Wähler, führen die Grünen einen Klassenkampf, einen Klassenkampf von oben gegen die da unten.

Die grünen Wählerinnen und ihr Führungspersonal sind die Reichen und Privilegierten unseres Landes. Die perfekt gestylten Reemtsma-Erbinnen sind die Monaco-Prinzessinnen von heute: Geld, Luxus und Glamour im Überfluss – ohne zu arbeiten.

In der Tat haben die typischen Grüninnen keine Ahnung, was Arbeit für die Mehrheit der Menschen bedeutet: den Stress der Verkäuferin im Supermarkt, die Sekretärin, die drei Dinge gleichzeitig tun muss, der Taxifahrer, die Busfahrerin, der Facharbeiter bei VW, der Zusteller von der Post, der Polizist, der Handwerksmeister, der Müllmann, die Altenpflegerin, der Bauarbeiter. Keiner von denen wählt die Grünen. Früher hatten sie ihre Heimat bei SPD und CDU. Die Lebenswirklichkeit dieser Menschen kennen die Grünen nicht. Die Grünen leben in der Großstadt, haben gut bezahlte und saubere Jobs, alle entweder direkt oder indirekt vom Staat finanziert, wo man auch mal eine Pause machen kann, wo man nicht gekündigt werden kann, und beim Doktor Privatpatient ist.

Marie-Antoinette: die erste Grüne

Apotheke, Arzt, Supermarkt, Theater, Shopping-Center sind alle um die Ecke, der Bus kommt im 10-Minuten-Takt. Der Grüne, die Grüne, sie brauchen kein Auto. Ganz anders die Menschen in der kleinen Stadt, oder gar draußen auf dem Dorf. Eine Lösung dafür hatte übrigens schon Marie-Antoinette: Dann sollen sie doch umziehen, in eine Altbauwohnung in Berlin, da, wo die Grünen wohnen! dann brauchen sie auch kein Auto mehr. 

In Sonneberg haben sich die Menschen gerächt: gegen die Diskriminierung, Verächtlichmachung, gegen den von den Grünen betriebenen Klassenkampf der Reichen und Privilegierten gegen die da unten.

Masseneinwanderung

Zu all dem muss man noch die von Grünen, CDU und SPD geförderte Masseneinwanderung hinzufügen. Auch hier, so scheint es mir, lehnt die Mehrheit der Bevölkerung diese Politik unserer Eliten nicht deshalb ab, weil ja keiner der Zugewanderten eine Fachkraft ist, und nicht in unseren Arbeitsmarkt will. Es geht auch nicht um Rassismus. Natürlich gibt es Rassisten, aber es sind wenige, und keiner mag sie. Der ganz großen Mehrheit der Menschen, die die Masseneinwanderung ablehnen, Rassismus zu unterstellen, ist nicht nur abwegig, es ist bösartig.

Die Schwierigkeiten mit den Zuwandernden

Die meisten, die aus Nahost oder Afrika kommen, verhalten sich anders, weil sie einen anderen und in den kulturellen Genen verankerten Hintergrund haben. Sie kennen nicht “den Staat” in unserem Sinne (Rechte und Pflichten). Die enge soziale Kontrolle, die in ihren Heimatländern unseren Staat ersetzt, und erst ein geordnetes Zusammenleben ermöglicht, diese enge soziale Kontrolle gibt es nicht in unserer individualisierten Welt. Die Präsenz solcher “Anderer” überfordert viele (und würde umgekehrt, in Afrika und Nahost, selbstverständlich zu Abstoßung führen).

Auch bei der Masseneinwanderung geht es primär um kulturelle Faktoren: Diese Fremden, von denen sich viele bewusst absondern (Kopftuch-Frauen) sind und denken anders als die Leute hier. Die Menschen können sie nicht einschätzen, so, wie wir es für unsere Nachbarn seit vielen Generationen gelernt haben. Das Grundvertrauen, das auf unbewussten und überlieferten Lebensentwürfen beruht, es fehlt. Schuld an dieser Veränderung unserer sozialen Umwelt, und der Reduzierung des Raums für die Menschen, die hier sind, schuld daran ist die politische Elite, die sie ins Land holt, und zwar in die Stadtviertel, wo “die da unten” wohnen.

Pay Back Time

Vielleicht sind die Dinge objektiv gar nicht so – aber so wird es eben empfunden. Auch die Masseneinwanderung ist ein Elitenprojekt, das dem Rest der Menschen aufgezwungen wird. Die Grünen sind eine Klassen-Partei, sie machen Politik für ihre Klasse, die Klasse der Reichen und Privilegierten. Und gegen alle anderen. In Sonneberg, it was pay back time.

Prof. Dr. Werner Daum war deutscher Botschafter in Sudan und engagiert sich für den Dialog mit dem Islam.

Das Foto entstand auf dem Gründungsparteitag der AfD am 14.04.2013 im InterContinental Berlin.

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